Beaver Creek vom Nome Creek bis zur Yukon Bridge
24 Tage mit dem Kanu zu zweit unterwegs in der Wildnis Alaskas
6.6. – 8.7.2019

Der Norden ruft!!!
Auch wenn wir manchmal in anderen Regionen unterwegs sind, unser Herz gehört dem Norden.
Und so konnten wir uns heuer wieder einen Traum verwirklichen. Wir befahren mit einem Kanu den Beaver Creek in Alaska.
Einziger Anbieter von Kanutouren am Beaver Creek ist Alaska Expeditionservice. Peter führt mit seiner Frau Kelly sehr rührig die Firma. Man fühlt sich gut aufgehoben dort. Nachdem wir die Flüge organisiert haben, haben wir eine Tour Anfang Juni gebucht.
Am 6. Juni geht’s los und nach einem sehr langen Flug landen wir endlich um Mitternacht in Fairbanks, wo uns Peter abholt. Wir wohnen bei ihm in einer seiner Cabins. Die Nacht ist kurz, nach einem guten Frühstück geht’s zu Fred Meyers, wo wir die Lebensmittel für unsere Tour einkaufen.
Nachmittags wird die Ausrüstung reisefertig gemacht und Probe gepackt. Nach einer genauen Kartenbesprechung (17 Flußkarten aus den 1950er Jahren, aktuellere gibt’s nicht!) haben wir uns wirklich das Abendessen verdient. Kelly bewirtet uns hervorragend. Es ist sehr gemütlich.
Am nächsten Tag um 8:00 Uhr gibt’s Frühstück, dann wird die Ausrüstung auf den Pick Up verladen und es geht los. Wir fahren Richtung Norden, zuerst auf Asphalt, später auf Gravel. Kelly bringt uns zum Nome Creek, da der Beaver Creek nicht von der Straße aus erreichbar ist. Wir sind heuer das zweite Team, das auf den Fluss geht, 16 sollen es heuer sein.
Als unser Kanu fertig beladen ist, beginnt es doch tatsächlich zu regnen. Aber solche Kleinigkeiten halten uns nicht davon ab, endlich zu starten. Der Nome Creek ist ein schmaler Fluss, leider auch sehr seicht, sodass wir öfters aussteigen müssen um das Kanu über die seichte Stelle zu ziehen. Nach rund 1 ½ Stunden erreichen wir den Beaver Creek. Wir fahren noch einige Zeit und suchen uns dann einen schönen Lagerplatz.
Der nächste Morgen hält eine schöne Überraschung für uns bereit. Als wir zum Essplatz kommen, ist die Ortlieb Tasche mit dem Geschirr zerrissen ebenso der Rollsack, in dem das Gemüse verstaut war. In der Nacht ist ein Stachelschwein unterwegs geweseb und war wohl neugierig. Angefressen war gar nichts, auch nicht das Gemüse. Aber beide Taschen waren kaputt und draufgepinkelt hat es auch noch… Gut, der Gemüsesack konnte ohnehin Belüftung brauchen, aber bei der Küchentasche wärs nicht notwendig gewesen. Mit Duckt Tape werden die Risse geflickt. Nachdem alles gewaschen und neu eingeräumt ist starten wir später als geplant, aber wir haben ja jede Menge Zeit.
Die ersten Tage sind am Vormittag immer schön, dann zieht es zu und am Nachmittag regnet es. Wir richten uns danach und schaffen es sehr oft, das Lager schon eingerichtet zu haben, bevor es zu regnen beginnt. Am Abend scheint ja meist wieder die Sonne.
Die erste Woche gehen wir sehr gemütlich an und machen nicht allzu große Tagesetappen. Der Beaver Creek hält immer wieder Überraschungen bereit. So muss man jederzeit mit Verblockungen, umgestürzten Bäumen, Steinen im Wasser, seichten Stellen… rechnen. Und natürlich mit Elchen, die mitten im Fluss mit den Kids unterwegs sind. Da sollte man besser nicht zu nahe dran kommen.
Die Strömungsverhältnisse sind sehr unterschiedlich, immer wieder sitzen wir vor unseren Karten und legen die nächsten Etappen fest. Leider wird unser „Plan“ öfters umgeworfen, da wir uns auch danach richten mussten, wo wir ein Camp aufschlagen können. Das ist auf der Karte nicht immer ersichtlich…
Anfangs ist die Landschaft noch abwechslungsreich, die White Mountains begleiten uns einige Tage. Dann jedoch erreichen wir die Yukon Flats, die sind gar nicht spannend. Die Orientierung wird schwieriger, da es praktisch keine Höhenlinien mehr gibt. Da kann man dann nur mehr nach Kompass fahren (GPS haben wir keines mit).
Eines Tages riechen wir Rauch, sehen aber keinen. Am nächsten Morgen ist die Stimmung sehr speziell. Rauch hat sich über das Land gelegt. Wie wir vermuteten und im Nachhinein bestätigt bekamen, war die Ursache ein Waldbrand in der Nähe. Feuer bekamen wir jedoch keines zu sehen.
An diesem Tag sehen wir sogar einen Luchs und unseren zweiten Wolf. Immer wieder begegnen wir Elche, manchmal sehen wir einen Bären.
Biber und Weißkopfseeadler sind unsere ständigen Begleiter.
Der Beaver Slough bringt Yukon-Wasser mit, ab hier wird das Wasser aufbereiten schwierig. Der Yukon ist sehr stark mit Sedimenten angereichert (von einem weit entfernten Vulkan), die verlegen den Wasserfilter sehr schnell.
An einigen Tagen bläst tagsüber wirklich starker Wind, das Kanu fahren macht keinen Spaß bei diesen Bedingungen. Wir fahren daher zum Teil schon um halb drei Uhr morgens los, da ist das Wasser noch spiegelglatt. Und wenn der Wind dann um 9 Uhr los legt, haben wir unser Tagespensum schon erreicht und schlagen unser Lager auf.
Nach 23 Tagen – völlig ohne Kontakt zur Aussenwelt – erreichen wir die kleine Siedlung Stevens Village. Dort suche ich mir jemanden, der ein Telefon besitzt. Ich vereinbare mit Peter, dass wir am nächsten Tag zwischen 13 und 14 Uhr bei der Yukon Bridge abgeholt werden.
Von Stephens Village sind es noch 5 Paddelstunden bis zur Brücke. Wir paddeln noch eine Stunde weiter und schlagen unser Camp auf. Für den letzten Tag bleiben dann noch 4 Paddelstunden, glauben wir. Leider beginnt an diesem Tag der Wind schon in der Nacht zu blasen.
Wir starten um 6:30 Uhr. Der Wind legt noch zu und meint es gar nicht gut mit uns. Mit nur einer kleinen Pinkelpause sind wir die ganze Zeit am Wasser. Der Yukon hat auf diesem Abschnitt eigentlich eine gute Strömung. Leider können wir diese nicht sehen, da sich Wellen aufgebaut haben. Wenn wir nicht paddeln, werden wir zurückgeblasen. Um Punkt 13 Uhr erreichen wir unser Ziel, Kelly erwartet uns schon. Rasch wird das Kanu ausgeräumt, die Sachen auf den Pick Up verladen, zu Guter letzt das Kanu auf das Auto gebunden. Dann geht es am Dalton HW zurück in die Zivilisation und unser Abenteuer ist auch schon wieder zu Ende. Aber es war bestimmt nicht die letzte Tour!
